LUDWIG-GEISSLER-SCHULE
Gewerblich-technische berufsbildende Schule der Stadt Hanau und des Main-Kinzig-Kreises - Selbstständige Berufliche Schule (SBS)

Geschichtsunterricht einmal anders

1. Reihe: Joachim Volke (Geschichtslehrer), Beate Gallus und Jutta Fleck (Zeitzeugen), Monika Becht (Geschichtslehrerin), Jürgen Strysio (Geschichtslehrer)

Zeitzeugen am 23.01.2018 an der Ludwig Geißler-Schule

Der Weg zur Wiedervereinigung ist Teil des Curriculums „Deutschland nach 1945“ im Geschichtsunterricht der gymnasialen Oberstufe. Die 80er und 90er Jahre haben die heutigen Schüler-/innen nicht persönlich erlebt. Eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte der beiden deutschen Staaten ist daher umso wichtiger.

Zeitzeugen im Unterricht ermöglichen Schülerinnen und Schüler einen emotionalen Zugang zu Ereignissen, die in Geschichtsbüchern oft ein bisschen trocken dargestellt werden. Speziell zum Thema: Aufarbeitung der SED Diktatur lud die Ludwig-Geißler-Schule Jutta Fleck und ihre Tochter, Beate Gallus, ein, ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Beide sind ein herausragendes Beispiel für Zivilcourage und großen Widerstandsgeist.

Jutta Fleck wurde 1982 nach einem gescheiterten Fluchtversuch mit ihren beiden Töchtern in Rumänien gefasst und zu einer Haftstrafe von 22 Monaten verurteilt, ihre Töchter kamen ins Heim. Danach wurde Jutta Fleck von der BRD freigekauft, die Töchter mussten in Dresden bleiben beim linientreuen Vater, von dem ihre Mutter schon jahrelang geschieden war. Jutta Fleck setzte in der BRD alle Hebel in Bewegung, um ihre Töchter herüberzuholen. Checkpoint Charlie in Berlin war eine ihrer Proteststationen, wie auch der Bundestag und sogar der Besuch beim Papst.
Aber erst sechs Jahres später war es soweit und die Töchter durften ausreisen.

Jutta Fleck und Beate Gallus berichteten sehr anschaulich über Flucht, die Haftzeit im Frauengefängnis “Burg Hoheneck“, die Behandlung durch die DDR Behörden und gaben einen authentischen Einblick in ihre Ängste und Hoffnungen in der damaligen Zeit.  

Die Schülerinnen und Schüler waren sehr berührt von den „unter die Haut“ gehenden Erlebnissen der beiden Zeitzeuginnen. Von besonderem Interesse war das großflächige Netzwerk des Stasi-Apparates, der auch westdeutsche Bürger einschloss.  Die abschließende Diskussion, in der vieles vertieft und auch kritisch hinterfragt wurde, rundete eine „Geschichtsstunde einmal anders“ erfolgreich ab.

Diese Veranstaltung hat den Schülerinnen und Schülern eindrücklich gezeigt, wie wichtig das tägliche Eintreten für Demokratie ist, um die heutige Freiheit auch morgen noch genießen zu können.

Jutta Fleck ist seit 2009 Leiterin des Schwerpunkts Politische-Historische Aufarbeitung der SED Diktatur in der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung in Wiesbaden. Bekannt ist sie auch durch den Film geworden „Die Frau vom Checkpoint Charlie“, der auf ihrer persönlichen Geschichte basiert. Die Veranstaltung wurde vom Verein „Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., Regionalgruppe Rhein-Main gesponsert.

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